Studie „Stolpersteine im Studium“

„A-Berufe“ im Fokus

Problemzentrierte Interviews mit Studierenden mit Migrationshintergrund zeigen:
Eltern üben einen starken Einfluss auf den zweiten Bildungsübergang und den zukünftigen Bildungsweg der Kinder aus.

Sehr reges Interesse an der Präsentation der Studie „Stolpersteine und Erfolgsbedingungen im Studium“: Die Stühle unseres Sitzungsraumes reichten für die BesucherInnen nicht aus.
Lehrbeauftragte, MitarbeiterInnen von Fachbereichen und Hochschulstellen und Verantwortliche des Studierendenwerks waren unserer Einladung gefolgt, diskutierten die vorgestellten Befunde, die Einordnung der Studien-Ergebnisse und welche Handlungsoptionen für Bildungsinstitutionen und soziale Träger wie das Studierendenwerk sich ergeben.


Prof. Dr. Marek Fuchs (rechts) und Elena Lupu

Spezifische Probleme, die sich den ca. 500.000 Studierenden mit Migrationshintergrund in Deutschland stellen, lassen sich bei aller Heterogenität dieser großen Gruppe klar und belegbar ausmachen und sie sind schon rein statistisch gesehen relevant, geht es doch um mindestens 18 Prozent der Studierenden insgesamt.

Faktoren, die ihren Studienerfolg bremsen oder gar aushebeln können, sind etwa vergleichsweise geringe Starthilfen beim Erlernen wissenschaftstypischer Sprach-Regeln. Hilfreiche alltagstaugliche Verhaltensmuster der (Studien-) Selbstorganisation sind außerdem genauso wenig selbstverständlich wie eine stabile soziale (finanzielle) Absicherung. Studierende mit "MH-Faktor" sind folglich unterm Strich von ihren Rahmenbedingungen her nachgewiesenermaßen weniger gut gestellt, so der aktuelle Stand auch der quantitativen empirischen Sozial- und Bildungsforschung, wie Dr. Olga Zitzelsberger ausführte.


Dr. Olga Zitzelsberger

Prof. Dr. Marek Fuchs und Elena Lupu hatten zuvor anhand der Ergebnisse der vom Studierendenwerk beauftragten qualitativen Befragung Darmstädter Studierender mit Migrationshintergrund gezeigt, dass der Einfluss der Herkunftsfamilie wiederum größer ist als bei „autochthonen“, also der eingesessenen deutschen Bevölkerung zugehörigen, Studierenden. Das könnte die „Gefahr der Überforderung durch doppelten Druck“ erklären, den Fuchs/Lupu konstatieren. Wem von zu Hause aus eine Fokussierung bzw. Engführung auf typische „A-Berufe“ wie Arzt, Anwalt, Architekt mitgegeben wird, hat es schwerer sich in Richtung eigener fachlicher Neigungen Selbstbewußtsein und Freiräume zu erobern, die den Studien-Erfolg wahrscheinlicher machen.

Yan Yi Leung, wissenschaftliche Hilfskraft im Interkulturellen TutorInnen-Team (ITT) des Studierendenwerks und Tutorin im Projekt „Studium + M. Vielfalt leben – vom Ihr zum WIR“ bestätigte dies im Plenum aus eigener Erfahrung. Die in Deutschland geborene Studentin des Studiengangs Wirtschaftsingenieur, Fachrichtung Maschinenbau an der TU Darmstadt, deren Eltern aus China kommen, hat eine Spannung zwischen Prestige-orientierter Erwartungshaltung in den Herkunftsfamilien und den persönlichen Interessen junger Menschen, die sich fürs berufliche Leben erst orientieren wollen, in ihrem Bekanntenkreis mehrfach beobachtet.


Yan Yi Leung

Ulrike Laux, Geschäftsführerin des Studierendenwerks zeigte sich hocherfreut über die sehr gute aktuelle Zusammenarbeit zwischen TU-WissenschaftlerInnen und den Fachleuten für Interkulturelles des Studierendenwerks mit „Studium +M“-Projektleiterin Christina Wendt. Sie hob ferner die positiven Effekte der bisherigen Zusammenarbeit hervor, beispielsweise die dauerhafte Implementierung von interkulturellen Workshops in der Personalentwicklung des Studierendenwerks.

Text: Detlef Gollasch

Organisatorischer Hintergrund:
Im Rahmen des bundesweiten Programms „Studium+M – Programm für mehr Studierende mit Migrationshintergrund“ wird das Pilotprojekt „Vielfalt leben – vom Ihr zum WIR“ des Darmstädter Studierendenwerks bis Ende 2018 von der Stiftung Mercator unterstützt. Wir sind eines von fünf deutschen Studierendenwerken, deren Konzept auf diese Weise realisiert wird.
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Interkulturelles

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Vielfalt leben: vom Ihr zum WIR

ein Pilotprojekt im Rahmen von:

Studium+M: Stiftzug mit Untertitel "Proogramm für mehr Studierende mit Migrationshintergrund

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