Podiumsdiskussion – „Rassismus eine Bühne geben“ – Othello

„Rassismus eine Bühne geben“ – Othello

Podiumsdiskussion, Welt-Café und Nachgespräch zu  „Rassismus eine Bühne geben“ – Othello. Eine Kooperation des Interkulturellen Tutor*innen Teams (ITT) mit dem Staatstheater Darmstadt

Den Besucher*innen der aktuellen Inszenierung von Shakespeares „Othello“ am Staatstheater Darmstadt wurde am Samstag, 26. Oktober 2019 ein interessantes wenn auch intensives Rahmenprogramm geboten:

Etwa 40 Gäste lauschten ab 17 Uhr während der spannenden Podiumsdiskussion den Referent*innen Atif Hussein, einem bekannten Berliner Autoren, Regisseur und Szenographen, der Dramaturgin Karoline Höfer und dem ehemaligen Werkstudenten des Bereichs Interkulturelles des Studierendenwerks und heutigen Unternehmer und Bildungsreferenten Kizito Odhiambo. Moderatorin war Amanda Cohen, die u. a. das Interkulturelle Tutor*innen Team koordiniert und bildungspolitische Workshops im Studierendenwerk gibt.

Themen wie Blackfacing und alltäglicher Rassismus kamen zur Sprache. Rassismus, so stellte Amanda Cohen in ihrem Plädoyer fest, wird nicht verschwinden, wenn wir ihn nicht beim Namen nennen, gar, wenn wir ihn nur flüstern. Herausgestellt hatte Kizito Odhiambo, dass aus seiner Sicht das Schweigen der Mehrheitsgesellschaft das schwerwiegendste Problem bei der Bekämpfung von Rassismus ist. Zudem sei die (Selbst-) Reflexion der Privilegien weißer Menschen Grundlage dafür, eine offene Gesellschaft für alle zu gestalten.

Atif Hussein erklärte den Gästen, dass sich in der Hinsicht seit ca. vier Jahren einiges an deutschen Bühnen tue, kritisierte jedoch, dass Vielfalt und schwarze Darsteller*innen noch immer keine Normalität seien. Karoline Höfer hatte über die Besetzung des Othellos in Deutschland recherchiert und stellte fest, dass es kaum mit einem schwarzen Othello besetzte Aufführungen gibt, die Theaterlandschaft, so kann man schließen, ist in Deutschland noch nicht so divers wie etwa in Großbritannien, den USA oder Kanada. Intendant Karsten Wiegand vervollständigte sodann das Podium und führte aus, dass am Staatstheater versucht wird inklusiv zu arbeiten, man sich jedoch ständig reflektieren müsse, um rassistische Strukturen zu erkennen.

links: Karoline Höfer, rechts: Kizito Odhiambo

Im Anschluss konnten Gäste im Welt-Café Fragen zu ITT und zum Bereich Interkulturelles stellen. So wurde bereits auf das nächste größere Projekt hingewiesen, den Themenmonat „Politik MACHT Geschlecht“ im November. Außerdem war es möglich mit den Referent*innen der Podiumsdiskussion in Einzelgespräche zu gehen.

Die aktuelle Aufführung unter der Regie von Gustav Rueb, der extra für den Abend aus der Schweiz anreiste, füllte den Saal des Kleinen Hauses fast vollständig. Das Publikum fieberte mit Othello (Ernest Allen Hausmann) und Desdemona (Marielle Layher) mit, während v. a. Jago (Thorsten Loeb) seine rassistischen, homophoben und sexistischen Überzeugungen verbreitete und Intrigen spann.

Letzter Programmpunkt: ein Nachgespräch mit dem Schauspiel-Ensemble. Hier kam die Frage auf, wieso ausgerechnet Ernest Allen Hausmann (Othello) und nicht etwa Thorsten Loeb (Jago) die Heldenfigur spielen durfte. Ein weiteres Indiz dafür, wie nötig Podiumsdiskussionen zu gesellschaftsrelevanten Themen sind.

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