Ausstellung „Diverse Lebensrealitäten – Hanau war kein Einzelfall“

Empowernde Sichtbarkeit – Ausstellung „Diverse Lebensrealitäten – Hanau war kein Einzelfall“

des Studierendenwerks Darmstadts/Bereich Interkulturelles, des AStA der Hochschule Darmstadt und der Hochschule Darmstadt

Rund 20 Prozent der Studierenden an den Darmstädter Hochschulen sind internationale Studierende. Hinzu kommen deutsche Student:innen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrung oder auch Student:innen, die zu marginalisierten Gruppen gehören oder darin verortet werden. Ihre Lebensrealitäten, die Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und weitere Diskriminierungen in jeglicher Form beinhalten, sollen sichtbar gemacht und ihre Erfahrungen anerkannt werden.

Gleichzeitig sind die rassistischen und verschwörungsideologischen rechten Morde an neun Bürger:innen im nur 40 Kilometer entfernten Hanau auch nach drei Jahren noch in wacher Erinnerung.

Der Bereich Interkulturelles nahm den Jahrestag des Anschlags (19. Februar) zum Anlass um diverse Lebensrealitäten in unserer pluralen, post-migrantischen Gesellschaft zu beleuchten. Verwirklicht werden konnte eine Ausstellung im Foyer des Studierendenhauses der Hochschule Darmstadt (h_da). Sie entstand unter Mitwirkung der Bildungsinitiative Ferhat Unvar und der Initiative 19. Februar (beide aus Hanau) sowie der Amadeu-Antonio-Stiftung in Berlin.  Die von der Amadeu-Antonio-Stiftung zusammengestellte Liste der Opfer rechter Gewalt in Deutschland seit 1990 rahmte die Ausstellung ein und stellt die Tat in Hanau im Kontext diverser Lebensrealitäten in eine Kontinuität rechter Gewalt.

Eröffnet wurde die Ausstellung am 22. Februar von Ursula Lemmertz (Abteilungsleiterin Beratung und Soziales des stwda).  Die Verlesung der Namen der Opfer der rechten Gewalt in Hanau durch eine studentische Mitarbeiterin des Bereichs Interkulturelles hinterließ eine ergreifende sowie gleichzeitig ermutigend empowernde Stimmung. Amanda Cohen (Referentin für Diversität und interkulturellen Austausch im stwda) offenbarte die Tragweite der rechten Bedrohung und Gewalt für die Diversität unserer Gesellschaft und stellte klar, dass wir uns, „Das Privileg unpolitisch zu sein, und unsere Demokratie ihren Feinden zu überlassen, (…) wir uns nicht leisten (können)“.

Im Anschluss mahnte Dogan Yilmaz (Interessengemeinschaft Migratenselbstorganisationen Darmstadt) an, dass die Versäumnisse der Sicherbehörden endlich lückenlos aufgeklärt werden müssten und dass Rassismus und jegliche Form von Diskriminierung nicht durch „Nichtstun“ verschwinden würden. Ein Vertreter des AStA der Hochschule Darmstadt unterstrich dies.

Unter die Haut gingen die Beschreibungen des Tatverlaufs des rechten Terroranschlags durch Aliah Mereu von F.I.S.H. (Feministische, intersektionale, solidarische Hochschulgruppe). Sie stellte sehr deutlich heraus, wie die Unzufriedenheit mit der Aufklärung des Anschlags in der migrantisierten Gesellschaft nachwirkt und Vertrauen in staatliche Institutionen schwinden lasse. Z.B. wenn hessische Sicherheitsbehörden in rechten Chatgruppen agieren. Abgerundet wurde die Eröffnung, der ca. 40 Personen beiwohnten, durch ein Grußwort von Serpil Temiz Unvar (Mutter von Ferhat Unvar und Gründerin der gleichnamigen Bildungsinitiative), der von Mirela Hauck (Referentin für Kultur und interkulturellen Austausch, stwda) verlesen wurde. Diverse Lebensrealitäten existieren in unserem Land, „Wegen Hass, weil Deutschland uns nicht schützen konnte, weil Rassismus nicht genug bekämpft wurde. Weil statt zu Handeln immer nur ein "nie wieder!" gerufen wurde.“ (Serpil Temiz Unvar).

Der Slogan „Hanau war kein Einzelfall“ wurde in der Ausstellung zum Aufhänger, inhaltlich und visuell.  Die Plakate mit den ermordeten Hanauer:innen sind bereits von Weitem durch die Glasfassade des Studierendenhauses auffällig sichtbar.

Im interessanten Kontrast zu den grauen Bauzäunen, an dem die Ausstellung platziert wurde, hatten die Besucher:innen der Ausstellung die Möglichkeit ihre Gedanken zu ihren diversen Lebensrealitäten, zu Diskriminierung etc. an einem interaktiven Shareboard mit bunten Wäscheklammern aufzuhängen. Von dieser Möglichkeit des direkten Anteilnehmens und Feedbacks wurde von Beginn an Gebrauch gemacht. Auch das verdeutlicht die Relevanz des Themas für die Studierenden und in die Hochschulgesellschaft hinein.

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