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Mit viel Power gegen Diskriminierung
Von Ann-Kathrin Landzettel
Hallo! Das Darmstädter Tutoren-Team von „Studium + M“ stellt sich vor
„Lust auf Erdbeeren?“, fragt Esra Erbas und hält Nicolay Zakuterin lachend die Schale vor die Nase. Während das frische Obst die Runde macht, treffen auch die anderen Tutorinnen und Tutoren des Programms „Studium + M“ des Studierendenwerks Darmstadt ein. Man merkt es ihnen an: Sie haben Lust auf dieses Treffen – und stehen mit voller Überzeugung hinter dem, was sie hier machen.
Seit 2015 kommt das fünfköpfige Tutoren-Team regelmäßig zusammen und erarbeitet mit Christina Wendt, der Projektleiterin des Programms „Studium + M“ verschiedene Workshops für Jugendliche. Sie alle sind interkulturell geschult und machen sich im Rahmen des Projekts „Vielfalt leben – vom Ihr zum WIR“ stark für einen respektvollen Umgang miteinander – frei von Diskriminierungen. Dabei bringen die fünf Darmstädter Studierenden, die selbst alle einen Migrationshintergrund haben, auch eigene Erlebnisse und Erfahrungen mit ein.
Als Team unterwegs: Das schweißt zusammen
Aktuell steckt das Tutoren-Team mitten in den Vorbereitungen für das Projekt „Schule ohne Rassismus“, das gemeinsam mit Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen der AlbertSchweitzer-Schule in Groß-Zimmern durchgeführt wird. Auch während der Hochschul- und Berufsinformationstage (hobit) im Januar 2016 waren die Fünf an einem Stand vertreten. „Spannend war auch der Workshop 'Eigen- und Fremdwahrnehmung', den wir für die Auszubildenden des Studierendenwerks Darmstadt mitgestalten konnten“, sagt Dixon Wong, der im siebten Semester Maschinenbau studiert. „Es macht uns Spaß, uns für mehr Akzeptanz und Chancengleichheit zu engagieren und uns mit anderen hierzu auszutauschen. Wir sind mit vollem Einsatz dabei und sofern machbar, bei den Veranstaltungen immer als vollständiges Team anwesend. Das schweißt zusammen und wir lernen selbst immer wieder eine Menge dazu“, erzählt er.„Wir alle haben Schubladen im Kopf“
Das Ziel der Tutor*innen ist unter anderem, bestehende Schubladen in den Köpfen aufzuzeigen und zu hinterfragen. „Wir alle haben diese Schubladen im Kopf und oftmals merken wir gar nicht, dass wir sie gerade aufgezogen haben“, sagt Esra Erbas, die im vierten Semester Soziale Arbeit plus – Migration und Globalisierung studiert. „Diese Mechanismen möchten wir sichtbar machen und gemeinsam mit den Workshop-Teilnehmer*innen besprechen, welche Gedanken und Handlungen sie in Gang setzen können: Was machen sie mit mir und meinem Gegenüber? Behandle ich manche Menschen dadurch vielleicht besser oder schlechter?“Mehr Verständnis durch Perspektivenwechsel
Als ein Beispiel nennt Erbas das Kochen mit Freunden. „Wenn mir jemand sagt 'Dein Essen ist total lecker. Aber ihr Türken könnt ja auch gut kochen' sage ich: Nein. Dass Essen schmeckt, weil ich, Esra, es gekocht habe. Meine Kochkünste haben doch nichts mit meinem Migrationshintergrund zu tun.“ Ihre Freunde hätten dies zwar nett gemeint, dennoch sei es eine Diskriminierung, weil die Fähigkeit automatisch der Herkunft und nicht dem Menschen selbst zugeschrieben werde.Je früher man lernt, die Perspektive zu wechseln und sich in andere hineinzuversetzen, desto besser ist es für die eigene Persönlichkeitsentwicklung, findet Elektrotechnik-Student Kizito Odhiambo. „Es ist wichtig, sich schon in jungen Jahren mit bestehenden Vorurteilen auseinanderzusetzen und diese zu hinterfragen, um eine eigene Meinung bilden zu können“, sagt er. „Nur so kann man Verantwortung übernehmen und seine soziale Kompetenz stärken.“
Nie den Glauben an sich selbst verlieren
Und die Tutor*innen haben noch ein weiteres Ziel: Sie möchten Schüler*innen mit Migrationshintergrund Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen und an sich und die eigenen Fähigkeiten zu glauben. „Viele mit denen wir in den Workshops zusammenarbeiten, haben großes Interesse an einem Studium, trauen sich aufgrund ihres Migrationshintergrunds diese Herausforderung aber nicht zu“, weiß die Informatik-Studentin E. Yilmaz. „Hier möchten wir unterstützen und mögliche Wege aufzeigen. Dazu gehört unter anderem auch, über finanzielle Hilfen aufzuklären, etwa BAföG oder Stipendien. Ich selbst hätte mir diese Unterstützung damals auch gewünscht.“Aktives Zuhören stärkt das Miteinander
Um Hilfestellung leisten und neue Wege aufzeigen zu können, ist Aufmerksamkeit von großer Bedeutung. „Für das menschliche Miteinander ist aktives Zuhören und Anhören besonders wichtig. Das fördert den Respekt vor anderen und stärkt das Miteinander. Man nimmt einander viel deutlicher wahr“, sagt Lehramt-Student Nicolay Zakuterin, der im 3. Semester Politik und Wirtschaft studiert. „Zudem lernen wir über unsere Tutorentätigkeit eine Menge spannender Lebensläufe kennen. Dieser Erfahrungsaustausch ist sehr wertvoll und hilft dabei, Hürden zwischen den verschiedenen Kulturen zu überwinden und Verständnis füreinander zu entwickeln.“Wie wichtig Zuhören und Verständnis sind, weiß auch Projektleiterin Christina Wendt: „Die Tutoren sind für viele Schüler*innen Vorbilder geworden und sie schenken ihnen ihr Vertrauen. Und sie haben den Mut, ihnen Fragen zu stellen, die sie ihrer Lehrerin oder ihrem Lehrer so vielleicht nicht stellen würden.“ Diese Offenheit biete viele Chancen für den interkulturellen Austausch, betont die interkulturelle Trainerin und systemische Coach.