Wissen und Wertschätzung: mehr Bio in der Mensa. Zu Besuch auf dem „Sonnenhof”
Das Studierendenwerk setzt zunehmend auf Bio-Produkte – wenn möglich aus der Region - und kooperiert seit August 2018 mit dem Sonnenhof der Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD). Das dortige Team verbindet die Professionalität und Wirtschaftlichkeit eines zertifizierten Öko-Unternehmens erfolgreich mit dem Anspruch Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung bereitzustellen und nach ihrem Bedarf zu unterstützen. Hochgerechnet auf ein Jahr liefert der Landwirtschaftsbetrieb als Teil der sogenannten Mühltal-Werkstätten inzwischen rund 70.000 Kilo Bio-Kartoffeln und rund 50.000 Liter Bio-Milch an die Hochschulgastronomie. Eine Delegation des Studierendenwerks war vor Ort und wurde herzlich empfangen.
Qualitätsfutter – von nahen Wiesen
Agrarbetriebswirt Steffen Götz, Leiter des „Grünen Bereichs“ der Mühltal-Werkstätten, demonstrierte Vorteile eines voll automatisierten Melk-Standes. Rund um die Uhr können sich die Kühe, ganz ihrem eigenen Rhythmus folgend, zum Melken einfinden, außerdem jederzeit ins Freie gelangen und haben im großzügig bemessenen Stall jeweils in einer Einzelbox einen Liegeplatz. 9.500 Liter Milch gibt eine Sonnenhof-Kuh durchschnittlich pro Jahr, „für einen Bio-Betrieb ein sehr gutes Ergebnis“, so Götz. 59 der 85 Tiere geben zurzeit Milch, die übrigen werden demnächst Kälber zur Welt bringen. Die 50 Prozent, die den weiblichen Nachwuchs ausmachen, sind für den Betrieb natürlich besonders wichtig, männliche Kälber werden nach einigen Wochen an Bio-Mastbetriebe verkauft. Das Bio-Futter für die Rinder baut der Hof wiederum auf rund 160 Hektar Land ganz in der Nähe in Nieder-Ramstadt, Neutsch, Eberstadt und Nieder-Beerbach an: Hülsenfrüchtler, Getreide sowie Mais, außerdem Gras, aus dem Gärfutter für die Wintermonate gewonnen wird.
Foto: Vanessa Schneider
Beeindruckt von der Organisation
Sechs qualifizierte Beschäftigte der NRD begleiten 37 Menschen mit Behinderung, die auf dem Sonnenhof außerdem tätig sind. Zehn Personen sind im Stall beschäftigt, zwei im Milchraum, zum Pasteurisieren und Abfüllen. 25 Menschen mit Behinderung arbeiten in der Kartoffel-Küche, wo bereits automatisch vorgeschälte Kartoffeln von Hand kontrolliert und dann maschinell zugeschnitten, vakuumiert und versandfertig gemacht werden. Dreimal wöchentlich werden dann die Mensen des Studierendenwerks beliefert.
Die Gäste zeigten sich beeindruckt von der Organisation und den Produktionsabläufen, nicht zuletzt von der gelösten Atmosphäre insgesamt und in der Kartoffelküche, die inzwischen allerdings zu klein geworden ist. Umbauwünsche und -pläne gibt es bereits. Wie Teamleiter Günter Rose erklärte, wurde der Eigen-Anbau von Bio-Kartoffeln im Jahr 2008 eingestellt. Lieferanten sind jetzt das Hofgut Habitzheim und die Hebermehl GBR in Crumstadt – beide also in idealer Weise Mühltal- und Darmstadt-nah. Damit bei großer Nachfrage kein Engpass entsteht, wurde zusätzlich auch ein Kontakt mit der Biokartoffel GmbH Nord in Lüchow angebahnt.
Exkursionen für Studierende geplant
In der lichtdurchfluteten Sonnenhof-Kantine saßen Gastgeber und Gäste schließlich beisammen. Georg Richarz, Nachhaltigkeitsmanager des Studierendenwerks, freute sich zu hören, dass auch Studierende als Besucher im Rahmen von Exkursionen willkommen sind. Ein Konzept dafür wird demnächst entstehen. „Die Offenheit der Leitung, auch für weitere Besuche, hat bestätigt, dass wir mit dem Bezug der Sonnenhof-Waren eine sehr gute Kooperation eingegangen sind. Die ohnehin schon tollen regionalen Erzeugnisse sind nun auch mit den Gesichtern und der Freude der Menschen dahinter verknüpft“, sagte Richarz. „Zu wissen wie beispielsweise das Abfüllen der Bio-Milch und Schälen der Bio-Kartoffeln abläuft und wer dort täglich arbeitet, erhöht noch meine Wertschätzung für die Produkte.”
Marlene Broeckers, Nieder-Ramstädter Diakonie, Detlef Gollasch, Studierendenwerk Darmstadt