Zwischenbilanz interkulturelle Workshops

Zwischenbilanz zu den Inhouse-Workshops

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„Spannend und lehrreich“: Resümee zu den ersten drei Workshops für Mitarbeiter*innen des Studierendenwerks
Von Ann-Kathrin Landzettel

Drei Workshops zum Thema „Passt die Welt in Schubladen? Eigen- und Fremdwahrnehmung“, haben Christina Wendt und ihr Kollege Benjamin Lobedank im Rahmen des von der Stiftung Mercator geförderten bundesweiten Projekts „Studium + M. Programm für mehr Studierende mit Migrationshintergrund“ im Studierendenwerk Darmstadt bisher angeboten. Zeit also für einen Rückblick: Was hat das Projekt-Team bewegt? Wo gab es Hürden und bei welchen Themen wurde diskutiert?

 

Wie seid ihr an die Workshop-Planung herangegangen?

Christina Wendt, zertifizierte interkulturelle Trainerin und systemische Coach (EBS): Zu Beginn haben wir Befragungen durchführen lassen, um die Wünsche der Mitarbeiter*innen des Studierendenwerks zu erfahren: Besteht überhaupt Interesse an solchen Workshops und wenn ja: Was erhoffen sich die Teilnehmenden? Dann haben wir uns das Konzept überlegt und an der Erstellung der Workshops gearbeitet. Immer wieder wurden neue Ideen besprochen und verworfen – und in Teilen auch heftig diskutiert. Das war wichtig, um einen roten Faden zu finden. Benjamin kommt aus der Linguistik und hat die Sprache stark im Blick. Ich habe mich sehr lange und kritisch mit dem Kultur-Begriff auseinandergesetzt. Dass unsere Schwerpunkte anders verteilt sind, hat das ein oder andere Mal für Zündstoff gesorgt. Das war spannend und der Workshop hat letzten Endes von den verschiedenen Sichtweisen profitiert. In Summe hatten wir aber immer das gleiche Ziel: Wir wollten das Thema erlebbar machen und zeigen: Welche Vorurteile haben wir? Welche Stereotypen wohnen in unseren Köpfen und wie gehen wir mit anderen Menschen um – auch Nationalitäten übergreifend? Neben den theoretischen Parts war uns wichtig, viel interaktiv zu arbeiten und die Gruppen stark mit einzubeziehen.

Benjamin Lobedank, M.A. Sprache-Interaktion-Kultur mit Schwerpunkt Interkulturelle Studien und zertifizierter interkultureller Trainer: Bei der Planung haben wir Übungen und Modelle mit einfließen lassen, die wir aus eigenen Weiterbildungen kannten, darunter die Zollstockübung und das Eisbergmodell. Wichtig dabei war uns, immer zu zeigen, dass vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Wir wollten Perspektiven erweitern und die unterschiedlichsten Sichtweisen aufzeigen. Jede Übung und jedes Modell, das wir interessant fanden, haben wir kritisch hinterfragt: Was wird transportiert und hilft es den Teilnehmenden für ihre tägliche Arbeit – auch in Bezug auf den Kontakt mit internationalen Kollegen und Studierenden und Menschen mit Migrationshintergrund? Vieles haben wir daraufhin wieder verworfen. Viele gute Übungen hätten zudem zu viel Zeit gekostet. Sie sind eher für eine mögliche Kurs-Fortsetzung geeignet. Wir haben außerdem Wert darauf gelegt, dass die Gruppen nicht zu groß und möglichst heterogen sind, um den Austausch untereinander zu fördern. Unter anderem war die Geschäftsstelle ebenso vertreten wie die Bereiche Hochschulgastronomie, Studienfinanzierung und Werkstatt. Das ist von allen sehr positiv aufgenommen worden.

 

Wie hat sich der Workshop weiterentwickelt?

C. Wendt: Generell ist jeder Workshop anders. Man nimmt immer das ein oder andere auf, das man verbessern kann. Der Workshop wächst mit den Teilnehmenden und den Wünschen, die diese mit einbringen. Jede Einheit entwickelt sich kontinuierlich weiter. Es ist ein ständiger Lernprozess – für alle. Benjamin und ich haben uns nach jedem Workshop zusammengesetzt und geschaut: Wie war das Feedback? Was war gut, was nicht? Was sollten wir anders machen?

 

B. Lobedank: Nach dem ersten Workshop haben wir uns zum Beispiel entschieden, ausländische Studierende mit in die Gruppe zu holen. Dadurch ist ein spannender und sehr wertvoller Austausch zwischen Studierenden und den Mitarbeiter*innen möglich geworden. Die Studierenden haben berichtet, wie es war, als sie nach Deutschland gekommen sind, welche Erfahrungen sie gemacht haben und vor welchen Herausforderungen sie standen.

 

Wie ist euer Fazit nach den ersten drei Workshops? Wo soll die Reise hingehen?

B. Lobedank: Wir haben uns über das große Interesse und die Offenheit gegenüber dem Thema „Vielfalt leben – vom Ihr zum Wir“ gefreut. Über hundert Anmeldungen sind bei uns eingegangen. Ich denke, es war bis jetzt für alle sehr lehrreich und jeder hat neue Sichtweisen und Gedankenanstöße mitnehmen können. Ein Tag ist natürlich sehr kurz. Trotzdem glaube ich, dass wir für bestimmte Schubladen, die jeder im Kopf mit sich trägt, sensibilisieren konnten. Christina und ich freuen uns schon auf die kommenden Workshops. Falls umsetzbar, wäre auch ein „Teil 2“ denkbar. Viele Kolleginnen und Kollegen sind auf uns zugekommen und haben sich einen intensiveren Austausch gewünscht. „Werte und Normen“ sowie „Sprache“ wären sicher spannende Schwerpunkte, würden wir das Thema weiter vertiefen.

 

C. Wendt: Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, Beratungsgespräche für Kolleginnen und Kollegen anzubieten, wenn im Arbeitsumfeld Klärungsbedarf besteht. Wir müssen schauen, was im Rahmen des interkulturellen Projekts auch zeitlich umsetzbar ist. Aber generell, und ich denke, da kann ich auch für Benjamin sprechen, sind wir ständig in Bewegung und entwickeln uns und unsere Workshops immer weiter. Aktuell passieren jede Menge Dinge, die in die Veranstaltungen mit aufgenommen und diskutiert werden sollten. Man denke nur mal an den „10-Punkte-Plan zur deutschen Leitkultur“ von Thomas de Maizière. Zusammengefasst kann ich sagen: Bisher war es eine wirklich tolle Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Die Workshops sind für die Kolleginnen und Kollegen freiwillig. Dass das Interesse so groß ist, freut uns natürlich sehr. Auch von Seiten der Personalabteilung haben wir viel Zuspruch und Hilfe bekommen – auch im administrativen Bereich, etwa bei der Gestaltung der Postkarten für die Anmeldung. Die Geschäftsleitung unterstützt das Projekt ebenfalls mit voller Überzeugung. Alles zusammen ist eine große Wertschätzung für unseren interkulturellen Bereich.

 

B. Lobedank: Christina und ich freuen uns, dass wir unterstützt durch die Stiftung Mercator die Möglichkeit haben, diese wichtigen gesellschaftlichen Themen aufzugreifen und das Bewusstsein hierfür zu schärfen. Wir leben in einer interkulturellen Welt. Und das ist eine Herausforderung – auch für Institutionen im Hochschulkontext.

Logo des darmstädter Pilotprojekts für Studium+M: eine schwarze Denkblase in der der Projekttitel "Vielfalt leben - vom ihr zum WIR" steht

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gefördert durch die Stiftung Mercator