Bio oder nix?!

Bio oder nix?! Langfristig alternativlos. Vortrag von Felix zu Löwenstein

30.12.2016 · Mit modernem Agrar-Business gehen Massentierhaltung, Gentechnik, Überdüngung, Pestizide, die Verschwendung wertvoller Ressourcen wie Wasser und der Raubbau an nähstoffreichen Böden einher. „Das muss aufhören, wir müssen umdenken“, forderte Dr. Felix Prinz zu Löwenstein während eines öffentlichen Vortrages in der Mensa Stadtmitte. „Wir sind verrückt, wenn wir das nicht tun. Es steht viel auf dem Spiel. Die Welt braucht mehr Bio-Pioniere.“

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Dr. Felix Prinz zu Löwenstein

Ökologische Balance gefährdet

Das Studierendenwerk Darmstadt hatte den bekannten Wissenschaftler eingeladen, über Folgen des Raubbaus in der Natur und die Bedeutung ökologischer Landwirtschaft zu referieren. Welche Folgen die sogenannte „konventionelle“
Nahrungsmittelproduktion bereits hat, verdeutlichte Löwenstein, dem kürzlich das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, unter anderem so:  Während die Menschen in Deutschland pro Jahr etwa 800 Tonnen Antibiotika einnehmen, kommen in der Tiermast ca. 1.400 Tonnen zum Einsatz - eine Zahl, die erschreckt. Und nicht nur das: Hühnern werden die Schnäbel abgeschnitten, damit sie sich, eingepfercht auf engsten Raum, nicht gegenseitig verletzen; in China klettern Wanderarbeiter bereits mit Baumwollknäueln durch gigantische Obstplantagen, um per Hand zu bestäuben, weil es nicht mehr genügend Bienen gibt – nur drei Beispiele von vielen. „Wie produktiv auch immer unsere derzeitige Methode sein mag, Nahrung herzustellen: Wenn sie zu so einer dramatischen Beeinträchtigung unserer Überlebensvoraussetzungen beiträgt, ist sie nicht effizient genug, um fortgesetzt zu werden“, warnte Löwenstein. Im Gegenteil: Langfristig drohe der Zusammenbruch des ökologischen „Immunsystems” der Erde.

Bio wählen, den Fleischkonsum reduzieren

Um gegenzusteuern, seien drei Punkte essentiell: Neben der Unterstützung ökologischer Landwirtschaft gilt es, den Fleischkonsum deutlich zu reduzieren. Würde man nämlich die Größe der Tierbestände an die vorhandenen Weideflächen anpassen, statt mit Kraftfutter wie Sojaschrot und Getreide nachzuhelfen, ließe sich nicht nur das Problem der Übersättigung der Böden durch tierischen und künstlichen Dünger und ausufernder Nitrat-Belastung lösen. Auch Treibhausgas-Emissionen und der Futter- und Ackerverbrauch in der Landwirtschaft könnten sich auf ein verträgliches Maß einpendeln. Ein weiteres Problem: Immer noch werden zu viele Lebensmittel weggeworfen.

Jede Kaufentscheidung zählt

Doch jeder hat die Wahl. Mit jedem Einkauf treffen wir eine Entscheidung mit Auswirkung auf die Umwelt – und im Idealfall gegen konventionelle Produktionsmethoden und ihre Begleiterscheinungen. Bio für alle sei nicht nur möglich, sondern unabdingbar, wenn wir die Natur nicht weiter ausbeuten wollten, so Löwenstein, der selbst erklärtermaßen „Bio lebt“.

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Diskussion mit Studierenden

Mensa-Ziel: Nachhaltigkeit und Genuss unter einem Hut

Wie es in Zukunft weiter geht, haben also nicht zuletzt die Verbraucher in der Hand. Sie bestimmen die Entwicklung für nachfolgende Generationen wesentlich mit. Auch die Leitung des Studierendenwerks hat dies im Blick. „Wir möchten die Hochschulgastronomie nachhaltig entwickeln und schmackhaftes und zugleich gesundes Essen anbieten“, fasste Ulrike Laux, Geschäftsführerin des Studierendenwerks, im Anschluss an die den Vortrag abrundende rege Diskussion, die Ziele für eine Mensa der Zukunft zusammen. „Und wir möchten durch ökologische Lebensmittel dazu beitragen, dass wir und unsere Nachkommen künftig eine Welt vorfinden, in der eine hohe Lebensqualität möglich ist.“
Wie überzeugend „bio“ und „vegan“ serviert werden kann, bewies das Mensa-Team sogleich mit Vollkorn-Probier- Schnitten. Während die Gäste gemeinsam mit dem Referenten sichtlich angetan Rote Beete-Meerrettich- und Reiswaffel-Tomaten-Häppchen testeten, wurde klar: Umdenken kann ziemlich gut schmecken.

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